Die Rolle der Krankenkassen in einem bürgerorientierten Versorgungsmanagement -Status quo und Zukunftsperspektiven-

 

Kurzfassung des Vortrags auf dem 3. DGbV-Zukunftskongress „Der Bürger im deutschen Gesundheitswesen – Perspektiven im Wahljahr 2013“, am 24. 04. 2013

 

Von Michael Weller, Leiter Politik, GKV-Spitzenverband

 

Das System der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland benötigt einen Modernisierungsschub, um den heutigen und kommenden Anforderungen besser gerecht zu werden. Das Gesundheitswesen muss an die sich verändernden wirtschaftlichen, demographischen und gesellschaftlichen Umstände angepasst werden. So müssen vor allem Antworten auf die Herausforderungen gegeben werden, die sich durch die Alterung und den Rückgang der Bevölkerung ergeben. Eine weitere zentrale Fragestellung ist, wie wir dem medizinischen und technologischen Wandel durch die Verwissenschaftlichung der Medizin und den Einsatz neuer Informationstechnologien umgehen? Oder, wie unser Gesundheitssystem in Zukunft die Zunahme chronischer und psychischer Erkrankungen auffängt? Es muss im Kern darum gehen, die Versorgungsbedarfe aufgrund der soziodemografischen Veränderungen zu analysieren und auf dieser Grundlage die Anforderungen an die Infrastruktur des Gesundheitswesens und an zukunftsfähige Versorgungsmodelle zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Überlegungen muss die am medizinischen Bedarf orientierte gesundheitliche Versorgung der Patienten stehen. Das ist die Messlatte.

 

Das deutsche Gesundheitswesen ist mit seiner derzeitigen Infrastruktur nicht ausreichend auf die gesellschafts- und gesundheitsversorgungspolitischen Entwicklungen vorbereitet ist. Verantwortlich für Defizite in der Qualität und Effektivität der gesundheitlichen Versorgung sowie der Effizienz der Mittelverteilung ist vor allem die starke Abschottung der einzelnen Versorgungsbereiche zu einander. Die Versorgungsstrukturen sind fragmentiert und verkrustet. Es fehlt an einem auf die Patientenprobleme ausgerichteten Schnittstellenmanagement zwischen den einzelnen Versor-gungsbereichen. Es scheint oft so, als würden die Patienten wie eine „Flipperkugel“ durch den Gesundheitspark Deutschland geschossen. Wir haben eine viel zu starke Fokussierung auf die Akutversorgung in unserem Gesundheitswesen, bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Prävention, Rehabilitation und Pflege. Der Versorgungsalltag zeichnet sich durch eine zu starke Arztzentrierung im Verhältnis zu den zu schwach ausgeprägten anderen Gesundheitsberufen aus. Wir wissen heute auch viel zu wenig über die Ergebnisse der medizinischen Interventionen. In unserem Gesundheitssystem scheint eine Phobie vor Messbarkeit und Ergebnisqualität zu herrschen. Was Patienten aber dringend brauchen ist Transparenz über das was angeboten wird, wo es angeboten wird und wie die Ergebnisqualität des Angebotenen ist. Die gesundheitliche Versorgung mit Ihren Instrumenten zur Qualitätssicherung und zum Qualitätsmanagement muss sich daher zukünftig an ihren Ergebnissen und viel stärker am Nutzen der Intervention messen lassen. Integrierte und vernetzte Versorgungsmodelle, aus denen die Patienten die für ihre Patientenprobleme am besten geeignete Versorgungsform wählen können müssen die fragmentierten Formen der Behandlung ersetzen. Es müssen weitere neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, wie z. B. die Aufhebung der sektoralen Trennung der Steuerungsinstrumente zur Planung und zur Honorierung.

Zusammengefasst: In der nächsten Legislaturperiode muss es um die folgende Treiber für ein Versorgungsmanagement der Zukunft gehen:

 

1.Die Förderung des informierten und selbstbestimmten Patienten - Die Patientinnen und Patienten haben einen Anspruch auf alle verfügbaren Informationen rund um ihre gesundheitliche Versorgung. Insbesondere Instrumente der Patientenberatung und des Gesundheitscoachings helfen den Patientinnen und Patienten und unterstützen damit auch die Therapietreue.

 

2.Mehr Transparenz - Die Transparenz des gesamten Versorgungsgeschehens ist aus Sicht der Patienten und der Beitragszahler durch einen besseren Informationsaustausch und transparentes Management zu erhöhen.

 

3.Kooperation verbessern - Die gesundheitliche und pflegerische Versorgung muss viel stärker aus der Patientenperspektive gestaltet werden. Notwendig ist ein durchgängiges Schnittstellenmanagement zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen und Sozialversicherungsträgern.

 

4.Stärkere Evaluation - Um alle Patientinnen und Patienten auch in Zukunft am medizinischen und medizinisch-techni¬schen Fortschritt teilhaben zu lassen, bedarf es einer konsequenten Bewertung des Nutzen-Verhältnisses neuer Diagnostik und Therapien - auch im Verhältnis zu den Kosten.

 

 

 

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