Die künftige Rolle von Städten und Kommunen

für Versorgungssicherheit

 

von Bürgermeister Dr. Michael Lohner, Munderkingen

5.000 Einwohner, Sitz der Verwaltungsgemeinschaft 14.000 Einwohner, Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg

 

 

Die ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen stellen unsere Gesellschaft vor gewaltige Aufgaben. Dabei kann es nicht nur um neue Finanzierungsstrukturen gehen, sondern auch um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten in den Gesundheitsberufen. Auch wenn die Gesundheitspolitik zu allererst gefordert ist, müssen sich alle Akteure im Gesundheitswesen einschließlich der Städte und Gemeinden den Herausforderungen stellen und gemeinsam nach regionalen Lösungen vor Ort suchen.

 

Die medizinische Versorgungssicherheit wird künftig eine noch viel bedeutendere kommunale Aufgabe, als sie sich derzeit bereits darstellt. Waren lange Zeit z.B. die Versorgung mit Wasser, Energie, Straßen und Schulen dominierende kommunale Handlungsfelder, so spielt künftig die medizinische Versorgungssicherheit vor Ort und in der Region für Städte und Kommunen eine zentrale Rolle.

 

Die kommunalen Entscheidungsträger müssen deshalb die Gesundheitsversorgung als „Daseinsvorsorge“ begreifen und zeitliche sowie auch finanzielle Ressourcen bereitstellen. Darüber hinaus spielt gerade bei dieser Aufgabenstellung die „familienfreundliche Kommune“ mit Krippenplätzen und weiteren sozialen und kulturellen Angeboten eine wichtige Rolle. Junge Fachkräfte benötigen entsprechende Angebote um Familie und Beruf gut zu vereinbaren.

 

Die öffentliche Verwaltung ist aufgefordert, initiativ zu werden und dabei den Bür-ger, sprich Patienten, vor Ort im Blick zu haben. Bürgermeister sind in der Regel erfahrene Netzwerker und Kommunikatoren. Das wird auch im Gesundheitswesen bei der Vernetzung der potentiellen Akteure sektorenübergreifend hilfreich sein. Dies gilt

ebenso für die Vernetzung auf Kreis- und Landesebene bei anstehenden Pilotprojekten und der Akquirierung von Fördergeldern.

 

Das Hauptaugenmerk gilt der Analyse der regionalen Versorgungsstrukturen mit örtlicher Bestandsaufnahme sowie der frühzeitigen Einbindung der Bürgerschaft / Patientensicht mit „Runder Tisch“ und Diskussionsforen. Interkommunalen Konzep-ten, wie z.B. Gesundheitskonferenzen oder Gesundheitsdialogen, kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Sie informieren die Bürger über größere Zusammenhänge und tragen gleichzeitig zu größerer Akzeptanz für strategische Entscheidungen auf Landes-, Kreis- und kommunaler Ebene bei.

 

Am Fallbeispiel des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Munderkingen kann die aktuelle Ansiedlung eines Zentrums für Medizin, Pflege und Soziales aus Praxissicht als Leuchtturmprojekt stehen, insbesondere für den ländlichen Raum. Dort entstehen derzeit mehrere Allgemein- und Facharztpraxen sowie 18 Betreute Wohnungen, eine Filiale der Sozialstation sowie eine Apotheke und ein Café.

 

Zur Realisierung waren zahlreiche Leistungen der Stadt Munderkingen erforderlich. Angefangen von der intensiven Kooperation mit dem Landkreis und der Geschäfts-führung der Krankenhaus GmbH sowie die Einbindung des Gemeinderats bei der Konzeption des Zentrums und der Planung des Gebäudes, die Organisation und Durchführung der Bürgerversammlungen sowie weitere Informationsveranstaltungen. Hinzu kam die Moderation der Standortdiskussion und die Änderung des Bebauungsplans sowie die unentgeltliche Bereitstellung des Baugrundstücks (4.540 m²; erschlossen und baulastenfrei). Die Herstellung einer Zufahrt sowie der Teilabriss eines benachbarten Gebäudes gehörten ebenfalls zu den Aufgaben der Stadt.

 

Alle bisherigen bundesweiten Erfahrungen, so auch in Munderkingen, zeigen, dass es keine Patentlösung mit einheitlichem Rezept zur künftigen Versorgungssicherheit von Städten und Kommunen gibt. In begrenztem Rahmen lassen sich erfolgreiche Modelle, die in einzelnen Bundesländern und Landkreisen erprobt werden, auf vergleichbare Verhältnisse übertragen. Eine intelligente Lösung ist aber immer individuell, regional, muss vor Ort erarbeitet werden und beginnt mit einer Analyse der Versorgungsstrukturen.

 

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