3. DGbV-Zukunftskongress
„Der Bürger im deutschen Gesundheitswesen – Perspektiven im Wahljahr 2013“
Berlin, 24. April 2013
Vortrag: „Die Rolle der Hausärzte in einem bürgerorientierten Versorgungsma-nagement – Status quo und Zukunftsperspektiven“
Dipl.-Med. Regina Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Abstract
In den kommenden Jahren bedarf es wichtiger Weichenstellungen, um die bürgernahe hausärztliche Versorgung angesichts sich ändernder Bedingungen aufrechtzuerhalten bzw. zukunftsfest zu machen. Bei den Rahmenbedingungen lassen sich externe und interne, sprich „innerärztliche“, Faktoren unterscheiden. Zu den äußeren gehört zunächst die demografische Entwicklung. Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung steigt deutlich. Damit verändert sich auch das Krankheitsspektrum. Chronische Erkrankungen und Multimorbidität nehmen zu. Das heißt: Auch bei einer rückläufigen Bevölkerungszahl bleibt der Bedarf an Ärzten hoch. Und zwar besonders an solchen, die die Menschen in ihrem häuslichen und sozialen Umfeld versorgen und betreuen. Das führt zur nächsten Herausforderung: Durch Wanderungsbewegungen (junge Menschen verlassen strukturschwache Regionen), konzentriert sich der Bevölkerungsanteil mit dem höchsten Versorgungsbedarf in Gegenden, die wiederum vom Ärztemangel besonders betroffen sind.
Der Ärztemangel betrifft vor allem die Grundversorger. Insbesondere der Anteil der Hausärzte geht stetig zurück. Auch der Anteil der fachärztlichen Grundversorger stagniert. Einzig der Anteil der spezialisierteren Fachärzte steigt stetig. Die Gründe hierfür liegen zum einen in der Struktur der ärztlichen Aus- und Weiterbildung. Die hausärztliche Tätigkeit ist bislang an Universitäten als Stätten der Spitzenmedizin von nachgeordneter Bedeutung, es existieren noch nicht einmal an allen 36 Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin. Die Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin reichen bei Weitem nicht aus, selbst die jetzt ausscheidenden Hausärzte zu ersetzen, geschweige den erwarteten Mehrbedarf an Hausärzten füllen zu können. Im Jahr 2012 entfielen gerade einmal 9,4 Prozent aller Weiterbildungsabschlüsse des Jahres auf Fachärzte für Allgemeinmedizin bzw. Fachärzte für Innere und Allgemeinmedizin!
Auch die Arbeitsbedingungen niedergelassener Ärzte sowie die veränderten Ansprüche an den Beruf spielen eine wichtige Rolle. In diversen repräsentativen Umfragen hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) herausgefunden, was niedergelassene (Haus-)Ärzte sowie angehende Mediziner von ihrer Arbeit erwarten bzw. was sie beeinträchtigt. Die Antworten sind eindeutig und immer wieder dieselben: Trotz einer hohen Wochenarbeitszeit (57,6 Stunden bei Hausärzten) bleibt angesichts ebenso hoher Patientenzahlen zu wenig Zeit für den einzelnen. Ein Übermaß an Bürokratie kostet zu viel Zeit, es fehlt an wirtschaftlicher Planungssicherheit für die Praxen, es mangelt an einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gerade Letzteres ist aber insbesondere für die nachwachsende Generation besonders wichtig – und zwar für Frauen und für Männer!
Was muss sich ändern? Hausärztliche Medizin ist Basisversorgung. Als solche muss sie behandelt und gestärkt werden. Dazu gehören folgende Aufgabenschwerpunkte:
Aktuell arbeitet die KBV daran, das Aufgabenspektrum der Hausärzte besser im Ein-heitlichen Bewertungsmaßstab, der vertragsärztlichen Gebührenordnung, abzubil-den. Typische Hausarztleistungen und die sprechende Medizin sollen gestärkt wer-den. Ein weiterer Schwerpunkt ist, die Definition des hausärztlichen Versorgungsauftrags im Bundesmantelvertrag von Ärzten und Krankenkassen zu überarbeiten. Um die hausärztliche Versorgung zu stärken und die künftigen Anforderungen zu meistern, ist es erforderlich, die nachfolgend genannten Problemfelder zu bearbeiten und Lösungen schnellstmöglich herbeizuführen:
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